Freitag, 11. September 2009

Zeit als Kunst

Zeit – ungreifbar, unbeschreibbar. Sie ist kein Element, kein Gegenstand, nicht abbildbar. Und doch haben sich Künstler immer wieder mit der Darstellung der Zeit beschäftigt. Mal wurde der Zeitmesser selbst zum Kunstobjekt, mal wurde die Zeit in Kunstwerken dargestellt.
Bekannt für seine Abbildungen von Uhren ist der spanische Maler Salvador Dalí. In seinem berühmtesten Werk „Weiche Uhren“ stehen die schmelzenden Uhren für die Allgegenwart der Zeit und deren Herrschaft über die Menschheit. Sie repräsentieren ein metaphysisches Bild der Zeit, die sich selbst und alles andere verschlingt.


„Die Beständigkeit der Erinnerung“ (Salvador Dalí 1931. Museum of Modern Art, New York)


Das im Original nur 24×33 cm große Ölbild zeigt vier zerfließende Taschenuhren, die in der katalanischen Landschaft vor den schroffen Felsen des Cap de Creus arrangiert sind. Auf einer Uhr sitzt eine Fliege, die symbolisieren soll, wie die Zeit verfliegt. Eine andere wird von Ameisen zerfressen, sinnbildlich für die Vergänglichkeit und den Verfall. In der Mitte des Bildes zerrinnt eine Uhr auf einem im Profil dargestellten, abstrahierten Gesicht des Künstlers. Salvador Dalí hatte immer wieder Angst vor der Zeit. Er befürchtete, Erlebtes an sie zu verlieren und deshalb auch nichts mehr rückgängig machen zu können.


„Weiche Uhren“ (Salvador Dalí1954. Salvador Dalí Museum, St. Petersburg/ Florida)

Dalís Gemälde "weiche Uhren" aus dem Jahr 1954 war eine Reaktion auf Einsteins Erkenntnis, dass die Zeit relativ ist.


Zeitmesser als Kunst

Im einzigen privaten Uhrenmuseum Berlins wird die Zeit zum Kunstgegenstand erhoben. „Zeit ist ein Fenster zur Welt und eine jede Kultur durchblickte kaum ihr eigenes“, beschreibt das Museum sein Verständnis von Zeit. „Die meisten dieser Fenster sind zudem längst blind und verschlossen.“ Im Uhrenmuseum in Friedenau klären und öffnen sich die Fenster wieder – und zeigen Zeitwelten von Antike und Mittelalter, von Hofdamen und Angestellten, von Abend- und Morgenland. Fünf Generationen der Juweliersfamilie Lorenz haben Uhren aus 3000 Jahren gesammelt, die Einblick in längst vergangene Zeit-Welten schenken.



Das kleine, liebevoll gestaltete Privat-Museum befindet sich in einem mittelalterlich anmutenden Kellergewölbe unterhalb der Lorenz-Geschäftsräume. Zu sehen sind frühe Elementaruhren (Sonnen-, Sand- und Wasseruhren) aus vorchristlicher Zeit, erste mittelalterliche Räderuhren (Kirchen-, Rathaus- und Turmuhren), zahlreiche Taschenuhren der beginnenden Neuzeit sowie (als Elektrik-, Elektronik-, Quarz- und Funkuhren) Exemplare des 20. Jahrhunderts.

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